[lang_de]
Es wird Zeit, dass ich ein bisschen über das Projekt der digitalen Filmrestaurierung erzähle:
Es handelt sich dabei um ein Kooperationsprojekt von Österreichischem Filmarchiv, Österreichischem Filmmuseum und der Österreichischen Filmgalerie in Krems.
Im wesentlichen umfasst es eine Produktionskette aus Arri Scanner, 2er Workstations (+Renderclients) mit der Restaurierungssoftware “Diamant” der Grazer Softwarefirma “Hs-art” und einem Arri Laser. Ich bin für die technische Betreuung der Geräte, für Kommunikation mit den Partnern, Workflowoptimierung und teilweise als Restaurator zuständig.
Zuletzt habe ich für das Österreichische Filmmuseum am Restaurierungsprojekt “Les Equilibristes Godayou”, einer wunderschönen frühen Pathé Produktionen aus dem Jahr 1911 gearbeitet. Hier wurden die Schwarzweißaufnahme damals mittels Schablonen in mühevoller Handarbeit nachträglich eingefärbt, ganz typisch und wunderschön in den Pathéfarben Rosa, Gelb und Grün. Über einen Zeitraum von mehreren Monaten wurde dieser Film von Raoul Scmidt, Matteo Leopore und mir für das Österreichische Filmmuseum restauriert.
(Ein Auszug aus dem Projekt folgt)
(Copyright Österreichisches Filmmuseum; Maus rollover für vorher / nachher)
Scanning:
Allgemein stellt das Projekt eine ziemliche Herausforderung dar, das digitale Restaurierungswesen weltweit noch in einer frühen Entwicklungsphase steckt. Es gibt zwar mittlerweile vor allem in digital intermediate Bereich relativ ausgereifte Vorgehensweisen, die seit einigen Jahren weltweit zum Einsatz kommen, aber im Archivwesen gibt es doch eigene Anforderungen und Problemstellungen, wo neue Lösungen gerade entwickelt werden. Vor allem war es auch für Arri, dem weltweiten Marktführer in Sachen Filmscanning und Rückbelkichtung digitaler Daten auf Film, ein Betreten von Neuland.
Beispielsweise sind moderne Filmscanner auf neues Filmmaterial ausgelegt (hauptsächlich auf aktuelles Kameranegativ). Altes Filmmaterial kann jedoch sehr heikel sein, die Perforation kann geschrumpft sein, der Transport muss sanft von statten gehen. Hierzu kommt ein Filmtransport ohne Sprockets zum Einsatz, die Registrierung erfolgt nicht mehr über einen mechanische nRegistrierpin, sondern auf optischem Weg und somit sehr schonend.
Nicht immer ist ein Originalnegativ aufzutreiben, manchmal kann auch ein sehr dichtes Positiv die letzte erhaltene Kopie einer Aufnahme sein. Da stößt man auch mal an die Grenzen des Möglichen beim Scan (zumindest mit der verwendeten LED Technologie. Ein weiteres Entwicklungsgebiet ist jenes der Wetgates. Hierbei wird der vor allem durch Kratzer beschädigte Film durch ein Flüssikeitsbad gezogen, das diese Schrammen auffüllen soll. Durch den sehr ähnlichen Brechungsindex der Flüssigkeit kommt es zu einer deutlichen Verminderung von Schrammen und Schäden an der Oberfläche des Materials beim Scan. Schwierigkeiten dabei ergeben sich durch die Beschaffenheit des Materials (Klebestellen, Unebenheiten etc.) bei der Trocknung und nicht zuletzt durch die Flüssigkeit selbst, da sie Rückständer hinterlassen kann oder wie im Fall vom häufig verwendeten “Perchlor” (“Tetrachlorethen” de.wikipedia.org/wiki/Tetrachlorethen) das sehr gesundheitsschädlich ist. Alternativ können auch eine von Kodika vertrieben Flüssigkeit oder auf Alkohol basierende Flüssigkeiten zum Einsatz kommen, die vom Brechungsindex ähnlich wie Film sind.
Gescannt wird im .dpx Format (hauptsächlich mit 10bit, logarithmisch). Da wir letztendlich wieder auf Film ausbelichten empfiehlt sich im Gegensatz zu linearen Files das logarithmische Format. Es enspricht im wesentlichen besser den filmspezifischen Eigenschaften, d.h. wie der Film besitz dieses Format mehr Dynamik in den dunklen und Hellen Bereichen. Da das logarithmische Format nicht so einfach am Monitor darstellbar ist (Monitore sind im wesentlichen linear), muss man mit einer so genannten 3d Lut auf die entsprechenden linearen Werte transformieren.
Software:
Die von Hs-art verwendete Software „Diamant“ bietet eine Vielzahl von Tools speziell für die Bearbeitung von beschädigtem Archivmaterial ausgelegt ist. Die Möglichkeiten reichen von ganz- und halbautomatisierten Filtern, bei denen man mit den richtigen Parametern relativ schnell arbeiten kann, bis hin zur sehr zeitintensiven aber genauen manuellen Bildretouche. Arbeitsschritte umfassen Deflickering (Ausgleichen von Helligkeitsschwankungen), Stabilisierung, Entfernung von Schmutz und Kratzern (dust), bis hin zur besagten Einzelbildretouche mit dem so genannte “Dustbuster” Modul. Dustbuster bietet nicht nur Funktionen, die dem “Clone Tool” in Photoshop entsprechen, sondern ist auch flexibler in der Zeitebene und bietet auch halbautomatisierte Retouche Tools, bei denen man nur die beschädigte Region markiert und den Rest übernimmt die Software.
Ausbelichtung:
Hier kommt der Arri Laser zum Einsatz, der mittlerweile weltweit im Bereich der Filmausbelichtung zu so etwas wie einem Standard geworden ist. Wir haben uns für die zwar etwas langsamere, aber qualitativ hochwertigste Variante mit einer Auflösung von 4k entschieden. “Normale” Laser etwa im Laborbereich für Kinofilme arbeiten hauptsächlich mit 2k und höheren Geschwindigkeiten. Da im Restaurierungsbereich der Zeitfaktor eine andere Rolle spielt wie im Markt- und Auftragsorientierten Laborwesen war uns Qualität wichtiger als Schnelligkeit beim Ausbelichten.
[/lang_de]
[lang_en]
sorry, this article is not available in english
Es wird Zeit, dass ich ein bisschen über das Projekt der digitalen Filmrestaurierung erzähle:
Es handelt sich dabei um ein Kooperationsprojekt von Österreichischem Filmarchiv, Österreichischem Filmmuseum und der Österreichischen Filmgalerie in Krems.
Im wesentlichen umfasst es eine Produktionskette aus Arri Scanner, 2er Workstations (+Renderclients) mit der Restaurierungssoftware “Diamant” der Grazer Softwarefirma “Hs-art” und einem Arri Laser. Ich bin für die technische Betreuung der Geräte, für Kommunikation mit den Partnern, Workflowoptimierung und teilweise als Restaurator zuständig.
Zuletzt habe ich für das Österreichische Filmmuseum am Restaurierungsprojekt “Les Equilibristes Godayou”, einer wunderschönen frühen Pathé Produktionen aus dem Jahr 1911 gearbeitet. Hier wurden die Schwarzweißaufnahme damals mittels Schablonen in mühevoller Handarbeit nachträglich eingefärbt, ganz typisch und wunderschön in den Pathéfarben Rosa, Gelb und Grün. Über einen Zeitraum von mehreren Monaten wurde dieser Film von Raoul Scmidt, Matteo Leopore und mir für das Österreichische Filmmuseum restauriert.
(Ein Auszug aus dem Projekt folgt)
(Copyright Österreichisches Filmmuseum; Maus rollover für vorher / nachher)
Scanning:
Allgemein stellt das Projekt eine ziemliche Herausforderung dar, das digitale Restaurierungswesen weltweit noch in einer frühen Entwicklungsphase steckt. Es gibt zwar mittlerweile vor allem in digital intermediate Bereich relativ ausgereifte Vorgehensweisen, die seit einigen Jahren weltweit zum Einsatz kommen, aber im Archivwesen gibt es doch eigene Anforderungen und Problemstellungen, wo neue Lösungen gerade entwickelt werden. Vor allem war es auch für Arri, dem weltweiten Marktführer in Sachen Filmscanning und Rückbelkichtung digitaler Daten auf Film, ein Betreten von Neuland.
Beispielsweise sind moderne Filmscanner auf neues Filmmaterial ausgelegt (hauptsächlich auf aktuelles Kameranegativ). Altes Filmmaterial kann jedoch sehr heikel sein, die Perforation kann geschrumpft sein, der Transport muss sanft von statten gehen. Hierzu kommt ein Filmtransport ohne Sprockets zum Einsatz, die Registrierung erfolgt nicht mehr über einen mechanische nRegistrierpin, sondern auf optischem Weg und somit sehr schonend.
Nicht immer ist ein Originalnegativ aufzutreiben, manchmal kann auch ein sehr dichtes Positiv die letzte erhaltene Kopie einer Aufnahme sein. Da stößt man auch mal an die Grenzen des Möglichen beim Scan (zumindest mit der verwendeten LED Technologie. Ein weiteres Entwicklungsgebiet ist jenes der Wetgates. Hierbei wird der vor allem durch Kratzer beschädigte Film durch ein Flüssikeitsbad gezogen, das diese Schrammen auffüllen soll. Durch den sehr ähnlichen Brechungsindex der Flüssigkeit kommt es zu einer deutlichen Verminderung von Schrammen und Schäden an der Oberfläche des Materials beim Scan. Schwierigkeiten dabei ergeben sich durch die Beschaffenheit des Materials (Klebestellen, Unebenheiten etc.) bei der Trocknung und nicht zuletzt durch die Flüssigkeit selbst, da sie Rückständer hinterlassen kann oder wie im Fall vom häufig verwendeten “Perchlor” (“Tetrachlorethen” de.wikipedia.org/wiki/Tetrachlorethen) das sehr gesundheitsschädlich ist. Alternativ können auch eine von Kodika vertrieben Flüssigkeit oder auf Alkohol basierende Flüssigkeiten zum Einsatz kommen, die vom Brechungsindex ähnlich wie Film sind.
Gescannt wird im .dpx Format (hauptsächlich mit 10bit, logarithmisch). Da wir letztendlich wieder auf Film ausbelichten empfiehlt sich im Gegensatz zu linearen Files das logarithmische Format. Es enspricht im wesentlichen besser den filmspezifischen Eigenschaften, d.h. wie der Film besitz dieses Format mehr Dynamik in den dunklen und Hellen Bereichen. Da das logarithmische Format nicht so einfach am Monitor darstellbar ist (Monitore sind im wesentlichen linear), muss man mit einer so genannten 3d Lut auf die entsprechenden linearen Werte transformieren.
Software:
Die von Hs-art verwendete Software „Diamant“ bietet eine Vielzahl von Tools speziell für die Bearbeitung von beschädigtem Archivmaterial ausgelegt ist. Die Möglichkeiten reichen von ganz- und halbautomatisierten Filtern, bei denen man mit den richtigen Parametern relativ schnell arbeiten kann, bis hin zur sehr zeitintensiven aber genauen manuellen Bildretouche. Arbeitsschritte umfassen Deflickering (Ausgleichen von Helligkeitsschwankungen), Stabilisierung, Entfernung von Schmutz und Kratzern (dust), bis hin zur besagten Einzelbildretouche mit dem so genannte “Dustbuster” Modul. Dustbuster bietet nicht nur Funktionen, die dem “Clone Tool” in Photoshop entsprechen, sondern ist auch flexibler in der Zeitebene und bietet auch halbautomatisierte Retouche Tools, bei denen man nur die beschädigte Region markiert und den Rest übernimmt die Software.
Ausbelichtung:
Hier kommt der Arri Laser zum Einsatz, der mittlerweile weltweit im Bereich der Filmausbelichtung zu so etwas wie einem Standard geworden ist. Wir haben uns für die zwar etwas langsamere, aber qualitativ hochwertigste Variante mit einer Auflösung von 4k entschieden. “Normale” Laser etwa im Laborbereich für Kinofilme arbeiten hauptsächlich mit 2k und höheren Geschwindigkeiten. Da im Restaurierungsbereich der Zeitfaktor eine andere Rolle spielt wie im Markt- und Auftragsorientierten Laborwesen war uns Qualität wichtiger als Schnelligkeit beim Ausbelichten.
[/lang_en]
Recent Comments